D-Ticket ohne Smartphone nutzen
Und es geht doch: Deutschland-Ticket ausdrucken
Offiziell kann man das Deutschland-Ticket bzw. das 58-Euro-Ticket der Deutschen Bahn (derzeit) nicht ausdrucken. Ich kann es trotzdem. Ich habe dennoch einen Weg gefunden, wie ich mein Ticket als ausgedrucktes Papier bei mir führen kann.
Leider gibt es – zumindest zum Zeitpunkt, an dem dieser Artikel entsteht – keine Möglichkeit, sich über die Internetseite der Deutschen Bahn bzw. über das eigene, dort bereits angelegte Nutzerkonto ein bereits bezahltes »Deutschland-Ticket« (D-Ticket) als PDF-Datei herunter zu laden, um dieses mit dem eigenen Drucker auszudrucken.
Mit regulären Fahrkarten geht dies und ich nutze diese Funktion sehr oft. Denn ich möchte mich unterwegs nicht auf mein Smartphone verlassen müssen. Dieses kann durch die DB-App ja die Fahrkarten anzeigen. Aber was, wenn die Technik streikt oder wenn ich mein Handy unterwegs verliere? Dann säße ich schön blöd da im Zug – dann aber nicht mehr lange. Zudem stört mich ein gewisser Digitalisierungszwang.
Genau so verhält es sich mit dem D-Ticket, welches auch als »58-Euro-Ticket« bezeichnet wird – zumindest solange, wie der Preis gleich bleibt. Ich möchte dieses jedenfalls auch als Ersatz in Papierform in meinem Portemonnaie mit mir führen. Was habe ich getan? Ich habe mir das Ticket dennoch ausgedruckt:
Links auf diesem Bild sehen Sie mein Smartphone. Geöffnet ist die offizielle App der Deutschen Bahn »DB Navigator«. Über diese App hatte ich mir mein Deutschland-Ticket bestellt und es wird entsprechend auch digital angezeigt. Rechts davon befindet sich die von mir selber ausgedruckte Version auf einem A4-Blatt. Wie das geht? Ganz einfach: Mittels Screenshot:
Screenshot ausdrucken
Als „Screenshot“ wird ein Bildschirmfoto bezeichnet, welches man von jeder Ansicht einer Smartphone-App machen kann (sofern die App dies nicht unterbindet). Dieses Bildschirmfoto hatte ich dann einfach ausgedruckt und ich erhielt mein 58-Euro-Ticket in gedruckter Form.
Hinweis: Ich garantiere natürlich nicht, dass jeder Kontrolleur diese Papier-Version des eigentlich digitalen Tickets akzeptiert.
Ich wurde mit meinem Papier-Ticket jetzt mehrmals kontrolliert (Bahn und Privatbahn) und ich kam jedes Mal damit durch.
Man kann direkt aus dem Smartphone heraus drucken. Ich persönlich bevorzuge das Drucken der als „Screenshot“ erzeugten Bilddatei über meinen PC, da ich dort mehr Kontrolle über das ausgedruckte Ticket habe:
Auf diesem Screenshot der Druckeinstellungen meines Computers sieht man gut, wie ich die Grafikdatei des Deutschland-Tickets zentrierte und vor allem in der Größe reduzierte. Ich hatte mir nämlich eine kleine, handliche Version ausgedruckt, die gut ins Portemonnaie passt.
Wie macht man ein solches Bildschirmfoto des Tickets in der DB-Navigator-App auf dem Smartphone? Hierzu gibt es entweder einen Knopf in den Schnelleinstellungen des Gerätes (die Kurzbefehle, die man durch das Herunterziehen der oberen Leiste erreicht). Oder aber es gibt hierzu je nach Gerät / Hersteller eine Tastenkombination, die gedrückt werden soll. Bei den meisten Geräten ist dies die Kombination aus Einschaltknopf + Leise-Taste. Eine Übersicht der Tastenbefehle zu verschiedenen Smartphones findet sich auf dieser Internetseite.
Scroll-Screenshot nutzen
Doch Obacht: Wie Sie vielleicht gesehen haben, zeigt mein Ausdruck des 58-Euro-Tickets auf dem oberen Foto viel mehr als der Bildschirm des Smartphones! Diese Informationen kommen erst durch herunter Scrollen des Bildschirms zum Vorschein. Daher ist es wichtig, dass man einen sogenannten „Scrolling Screenshot“ anfertigt. Diese Bildschirmfotos können sehr lang sein, weil sie alles anzeigen können und nicht nur den aktuellen Bildschirmausschnitt. Wie man derlei scrollende Screenshots anfertigen kann (Iphone oder Android) wird auf dieser Seite der Datenautobahn demonstriert.
In den Kommentaren meinte ein Leser, dass bei ihm ein Scroll-Screenschot aus der App heraus nicht (mehr) geht. Bei mir geht es weiterhin (Android 12 und DB-App-Version 24.11).
D-Ticket bei einigen Verkehrsbetrieben als Chipkarte oder regulär zum Ausdrucken
Hinweis: Man kann das Deutschlandticket auch bei einigen regionalen Verkehrsbetrieben erwerben und erhält dann offenbar eine normale Chipkarte, wie auf dieser Seite näher beschrieben. Man ist für diesen Fahrkartenkauf also nicht unbedingt auf die Deutsche Bahn angewiesen.
In den Kommentaren hat ein freundlicher Leser meiner Seite den Hinweis gegeben, dass beispielsweise der ›Verkehrsverbund Rhein-Neckar‹ das D-Ticket nach Bestellung offiziell auch zum Ausdrucken anbiete. Vielleicht gibt es hier noch andere Anbieter. Nachträglicher Hinweis: Offenbar wurde / wird dieser Service wieder eingestellt.
Für mich selbst kommt dieser Weg über Drittanbieter wohl nicht in Frage, da ich mein 58-Euro-Ticket nach dem Start des Abonnements auf der Internetseite der Bahn sofort wieder kündigen kann und hierdurch quasi eine ganz normale Monatskarte erworben habe. Ich nutze die Karte nur in den Monaten, wo ich Freizeit für Ausflüge oder Besuche habe. Ich weiß nicht, ob dies bei anderen Anbietern ohne Aufwand auch so problemlos möglich ist.
Passiver Protest: Smartphone mit Ticket ausgeschaltet dabei haben, zunächst Papierticket zeigen
Auch diesen Tipp hat mir ein Leser via dem Kommentarbereich mitgegeben: Als Zeichen der Missbilligung gegenüber einem Digitalzwang kann man zwar das digitale Ticket zur Sicherheit und zur Erfüllung von Auflagen bei sich auf dem Smartphone tragen. Das Gerät ist bei der Ticketkontrolle jedoch ausgeschaltet. Wird ein ausgedrucktes Bildschirmfoto nicht akzeptiert, kann das Gerät natürlich hochgefahren werden. Dies dauert jedoch mehrere Minuten.
Es ist m. E. nirgendwo vorgeschrieben, dass das Smartphone während der gesamten Bahnfahrt auch angeschaltet sein muss. Allerdings wird man mit diesem Vorgehen die Nerven der Zugbegleiter strapazieren. Diese sind für die Politik der Bahn ja nicht verantwortlich.
Fazit
Mit der Möglichkeit, dass man einfach einen (Scroll-) Screenshot des Inhaltes der DB-Navigator-App erstellt und diesen dann am heimischen Drucker ausdruckt, gelangt man zu einem ausgedruckten Deutschland-Ticket, auch wenn die Deutsche Bahn (DB) dies so nicht auf Ihrer Website anbietet, zumindest vorerst.
Allerdings muss man hierzu eben ein Smartphone oder Tablet besitzen und zudem das Programm „DB Navigator“ darauf. Zudem muss man ein Internet-Konto bei der DB besitzen und mit diesem im DB-Navigator angemeldet sein, um diese App personalisiert nutzen zu können. Für Menschen ohne Smartphone bzw. ohne Interesse an dieser Technik ist die hier vorgestellte Möglichkeit des Ausdruckes leider nicht relevant. Denn auf der regulären Internetseite der Bahn werden zwar die Abo-Details angezeigt, nicht jedoch das Ticket.
Überhaupt, um mir an dieser Stelle die Bemerkung zu erlauben, empfinde ich diesen Digitalisierungszwang für nicht richtig bzw. diskriminierend – insbesondere Älteren gegenüber. Aber hier ist die Bahn nicht alleine.
Ich selber habe jedoch nun immer auch ein „Papier-Backup“ meines Tickets in der Hosentasche, falls es unterwegs Probleme mit dem Smartphone geben sollte wie z. B. Diebstahl oder ein leerer Akku. Wie bei allen personengebundenen Tickets gilt auch hier, dass man seinen Personalausweis (»Perso«) bzw. Reisepass bzw. Führerschein dabei haben muss. Denn ansonsten könnte ja jeder mit einer ausgedruckten Kopie meines 58-Euro-Tickets reisen. Ich musste bei einer Bahnfahrt meinen Perso jedenfalls vorzeigen.
Eigene Erfahrungen unterwegs
Nachdem ich einige Monate mit dem Deutschland-Ticket umher gereist bin, noch etwas zu meinen Erfahrungen bezüglich des Vorzeigen dieses Tickets ohne App: Wie bereits erwähnt, klappte es bei mir auch mit der ausgedruckten Papier-Variante.
Neulich zeigte ich das digitale Ticket im DB-Navigator hervor und war etwas erstaunt, was die Kontrolleurin plötzlich tat: Sie schnippte mit ihrem Fingernagel kurz über meinen Bildschirm. Erst etwas später begriff ich: Die Schaffnerin kontrollierte so, dass es sich hierbei nicht etwa um einen profanen Screenshot (also um eine kopierte Bilddatei) handelt. Wenn ich allerdings einen Bildbetrachter mit dem erwähnten „Scroll-Screenshot“ vorgezeigt hätte, hätte die Zugbegleiterin vermutlich nicht bemerkt, dass es sich dabei nicht um das eigentlich „echte“ Ticket handelt. Dies ist also auch der Grund, warum bei anderen Fahrkarten-Apps eine kleine Animation bei aktiviertem Ticket zu sehen ist (was ja bei einem Screenshot nicht ginge).
Und dann wohnte ich einem Gespräch mit einem Zugbegleiter bei: Dieser erklärte einer Reisenden, dass er Screenshots auf dem Handy nicht akzeptiere – es sei denn, ein solcher ist Ersatz, falls sich das Programm nicht öffnen lässt, der Akku leer ist oder dergleichen.
Ich denke, mit meinem ausgedruckten Zettelchen bin ich also auf der sicheren Seite. Der Ausdruck dient mir als Sicherheit, falls irgendetwas auf meinen Reisen mit der Bahn mit meinem Smartphone sein sollte und ich das digitale Ticket nicht vorzeigen kann. Ich gehe aber dennoch davon aus, dass ich damit nicht überall durchkommen werde und dass ich hierfür leider das Smartphone benötige oder das Ticket bei einem der wenigen anderen Anbietern bestellen muss, die ein Ausdruck bzw. eine Karte anbieten (s. o.).
Lieber Rudi, danke für den super Tipp! Mit dieser Zwangstechnisierung ist das Ticket für manche nicht möglich.
LG Birgit